"verwandt, aber nicht gesehen
ein vager Punkt, der immer friert“
Diese Textzeile berührt mich immer noch sehr. Doch anders, als worauf Herbert Grönemeyer es bezieht, ist bei mir Folgendes in Resonanz gegangen.
Was ist, wenn wir im Heranwachsen als Ich-selbst, in dem wie wir in unserem Wesenskern sind, nicht gesehen werden? Wenn erwartet wird, dass wir den Vorstellungen der anderen (im engeren Umfeld oder in der Gesellschaft) entsprechen und uns anpassen sollen?
Diese Erwartungen übernehmen wir stückchenweise als eigene inneren Überzeugungen und ebenfalls die Bewertung: wir als „Ich-selbst“ sind nicht so wichtig, um gesehen oder anerkannt oder berücksichtigt zu werden. Sukzessive verlieren wir den Bezug zu uns.
Als Kinder suchen wir weiterhin nach der Anerkennung der Bezugspersonen und im Erwachsenenleben suchen wir stellvertretend nach Anerkennung durch andere Personen.
Und gleichzeitig hat sich diese innere Überzeugung, nicht wichtig zu sein, in unserem Unbewussten so verankert, dass wir uns genau so verhalten. Oft ohne uns dessen bewusst zu sein. Wenn wir diese Überzeugung durch das Verhalten anderer in unserem Umfeld bestätigt wähnen, fühlen wir uns gekränkt, schlagen ev. verbal wütend um uns, ziehen uns ganz zurück oder ähnliches.
Die Ursache so vieler Konflikte
Die unbewusste Überzeugung, nicht wichtig zu sein, nicht ernst genommen zu werden, nicht gesehen zu werden oder keine Anerkennung zu erhalten, ist die Ursache so vieler Konflikte im Kleinen wie im Großen. Und oft erwarten wir Heilung dadurch, dass eben die anderen uns „endlich“ sehen und uns die ersehnte Anerkennung schenken.
Dabei übersehen wir etwas Entscheidendes:
Wir haben in uns die Haltung übernommen, dass wir uns selbst nicht in unserem Wesenskern sehen und uns selbst die Anerkennung dafür verwehren, wie wir sind und was wir tun. Wir haben verlernt, uns in unserem Wert zu schätzen.
Das Bedürfnis nach Anerkennung durch andere erfüllen zu lassen kann nicht funktionieren, solange wir keinen Raum in uns geschaffen haben, indem wir das Erfüllt-Sein spüren können.
Ab dem Moment, indem wir uns selbst Anerkennung schenken, schaffen wir den Raum, in dem wir wieder fühlen und das Erfüllt-sein mit etwas wieder spüren können.
Solange wir diesen Raum nicht haben, agieren wir aus dem, was wir in jener Haltung spüren: den Mangel der Anerkennung. Es ist zuwenig!
Wir spüren die Bedürftigkeit und nicht unseren Wert. Wir agieren aus dem Ego heraus und nicht aus unserem Vollständigsein.
Es ist ein Prozess, ein Vollständig-werden.
Unsere Aufgabe ist es, diese Bedürftigkeit wahrzunehmen und für uns selbst zu stillen, um aus der Vollständigkeit heraus agieren zu können.
Selbstverwirklichung ist eines unserer Grundbedürfnisse.
Wir sind nicht auf der Welt, um die Erwartungen anderer zu erfüllen oder zu leben. Wir sind auf der Welt, um unser Selbst wirklich werden zu lassen. Dafür müssen wir uns selbst fühlen können.
Auch wenn manche das eventuell gar nicht gerne lesen:
Um dieses Bedürfnis nach Anerkennung erfüllen zu können, müssen wir uns selbst sehen und Anerkennung schenken. Der erste Schritt liegt bei uns selbst. Nicht bei den anderen.
Weil wir zuerst die Überzeugung in uns, wir seien nicht wichtig, wandeln und heilen müssen. Diese Bewertung dürfen wir uns selbst nicht weiter antun. Wir müssen aufhören, uns diese Geschichte immer wieder zu erzählen.
Ich gehe mit dem Wort „müssen“ sehr sorgfältig um. In diesem Kontext ist es das richtige Wort. Denn das ist der einzig mögliche Weg dahin, das Gefühl der Anerkennung zu erleben.
Wir dürfen das Bedürfnis nach Anerkennung durch andere haben – das ist natürlich. Wir werden die Erfüllung dieses Bedürfnisses jedoch erst spüren, sobald wir uns selbst sehen, erkennen und spüren. Wer und wie wir sind und was wir wollen.
wie es uns gelingt
Dafür braucht´s, ein Gefühl für uns zu etablieren. Es ist unsere Aufgabe im Erwachsenenleben, uns uns selbst zuzuwenden und uns zu sehen – so wie jede.r von uns im Wesenskern ist. Es ist unsere Aufgabe, dem vagen Punkt Wärme zu sein, damit er leuchten kann.
Wie es uns gelingt, innere Überzeugungen zu wandeln, ist ein Schwerpunkt in der Schule für mentale Gesundheit. Lies hier mehr über die Schule für mentale Gesundheit.
Was geht bei dir in Resonanz? Gibt es etwas in dem Text, das dich berührt? Ich danke dir, wenn du es mit uns in den Kommentaren teilen magst!
Von Herzen,
Bildquellen: RyanKing999 / pexels-2286921 v. pixabay / sykkel v getty Images Signature
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